Presseberichte


"Totales Bamberger Cabaret" gestaltet urkomischen Abend im Thaddäus

Die Kulttruppe "Totales Bamberger Cabaret" schlägt Strom aus einem "Aggrogat" vor und einen fränkischen Integrationskurs. Was dahintersteckt.

Donauwörther Zeitung Nr. 48  vom 27. Februar 2024                * Von Elke Böcker *Sketche, Parodien und Songs: Die Geheimwaffen des TBC zeigten auch im Thaddäus-Saal große Wirkung.                    Foto: Elke Böcker

Kaisheim     Mehr als 300 Gäste erlebten mit dem „Totalen Bamberger Caba­ret“ (TBC) einen urkomischen Abend im wunderschönen Thaddäus-Saal. Zu Gast war die fränki­sche Kultgruppe mit den beiden Alt-Machern Georg Koeniger und Florian Hoffmann und erstmalig mit dem Mittelfranken Martin Hanns. Auf dem Programm stand, wie schon im vergangenen Jahr: Spaß! - Warum? „Macht ja sonst keiner!“ - So lautet das Programm der wilden Truppe.
          Deren bunte, die Lachmuskeln wirklich strapazierenden Sketche, Songs und Parodien reichten vom aktualisierten Wortwitz - Wenn du keine Kohle hast, musst du Geld für Wärme pumpen - bis hin zu einer beinahe genialen Solo-Darstellung der verzweifelten Großbritannia. Die heftig dem Alkohol zusprechen­de und sich nach der EU sehnende Britannia mimte Georg Koeniger mit hinreißender Komik. Florian Hoffmann begeisterte unter ande­rem als fränkischer Polizist, der in seiner Notrufzentrale mit sämtli­chen Märchenfiguren zu telefonie­ren hatte. Und der vielseitige Martin Hanns schien schon immer dazuzu­gehören, so geschmeidig fügte er sich in die Truppe ein und schlüpfte in sämtliche, zur Verfügung stehen­de Rollen. Außerdem wurde der er­quickliche Abend durch eine ge­konnte musikalische Umrahmung an diversen Instrumenten berei­chert.     

          Bereits in der ersten Hälfte brachte die Künstler den Saal zum Kochen: Der Vorschlag Energie durch emotionsgeladene Fußball­fans oder besser noch durch 300 wütende Thüringer in einem engen Bürgersaal zu gewinnen, versprach Erfolg. Mit dem „Aggrogat“ könne man Strom aus Stress, Energie aus dem Nichts, also mit aus der Luft gegriffenen Behauptungen, im „schnellen Wüter“ produzieren und Wutbürger seien doch ein nachwachsender Rohstoff, so das un­nachahmliche Trio.
Sie erzählten von „König Mar­kus“, gaben Regierungsdebatten ein ganz neues Format, angelehnt an die Fußballberichterstattung und gewährten Einblick in eine fränki­sche Familie, deren Sohn unverständlicherweise keinen Alkohol mag. Der „Fantatrinker“ sorgte für eine schreckliche Familienkrise und konnte sich auch niemanden „schön trinken“. Ganz besonders gelangen die sprachlich ungewöhnlichen Sketche. So eröffnete das Literatur- Gespräch ganz neue Dimensionen für den Buchmarkt, der sich „nach der Strecke decken muss“. Auch der fränkische Integrationskurs für Menschen aus dem nahen Westen, die die Arbeitsagentur Unterfran­ken unterstützen sollten, ließ kein Auge trocken. Im Nu verflog der fantastisch komische Abend - in der „Lachbarkeitsstudie“ erhielten die drei Künstler auf jeden Fall volle Punktzahl!
          Weiter geht's in Kaisheim am 1. März mit Stefan Waghubinger und am 8. März mit Christian Maier. Weitere Infos unter www.kleinkunst-kaisheim.de


Die "Schöne wilde Weihnacht" - weniger wild als hintersinnig

Überbordende Fantasie und unvergleichlicher Wortwitz ist das Markenzeichen der Mehlprimeln. Was sie zusammen mit der Thürlesberger Tanzlmusik an authentischem Programm boten.

Donauwörther Zeitung Nr. 292 vom 18. Dezember 2023                * Von Elke und Tobias Böcker *Reiner Panitz mit Tochter Flavia als „Die Mehlprimeln“. Mit im Bild ist der Bas­sist der Türlesberger Tanzlmusik.            Foto: Elke Böcker

Kaisheim      Zur „Wilden Weihnacht“ hatte Mehlprimel Reiner Panitz mit Tochter Flavia und vier be­freundeten Musikern ins Thad­däus nach Kaisheim eingeladen. Allzu wild für die stade Zeit wurde es dann aber doch nicht, eher ty­pisch mehlprimelig, hintersinnig, volksmusikalisch authentisch und humorvoll bereichernd.
     Mit überbordender Fantasie, unvergleichlichem Wortwitz und charakteristischer Skurrilität nahm Reiner Panitz seine Gäste mit in ein eigenes Advents- und Weihnachtsuniversum voll der bunten Mehlprimelgewächse. Sei­ne Tochter Flavia begoss diese ganz fleißig, fand neue Humor- Kombinationen und ließ die „Wil­de Weihnacht“ auf ihre Weise wei­terwuchern.
     Die höchst amüsierten Veran­staltungsbesucher im voll besetz­ten Saal befanden sich dann, ehe sie sich versahen, in einem wilden Dschungel von „Gefährlichen Fei­ertagen“, „Weihnachtshassern“, im Blätterwald der recht ungewöhnli­chen Nikolaus-Kinder-Wunsch- briefe oder an der Seite des böhmi­schen vierten Königs, den der Duft eines zerschmolzenen Käses, dem Christkind als Geschenk zugedacht, aus dem Weihnachtevange­lium vertrieben hat.
     Neben solch putzigen Tierchen wie den Zwergmäusen, die im lin­ken Nasenloch mauseln, dem ran­zigen isländischen Weihnachtsro­chen und der Hallelujah-Bazille, die im Aldi-Regal schon auf Opfer lauert, gab es auch eine Frostbeule, der es immer zu kalt ist - „Türe zu, es zieht“ - eine Reminiszenz an Mozarts Besuch in Kaisheim 1778 und eine Schöpfungsgeschichte, die sich in Gottes Hobbykeller ab­spielte. Die Lehmmännchen, die der Sohn dazu gebastelt hat, waren da eher ein Versehen und es bleibt zu hoffen, dass der letzte Schrei der Technik nicht der letzte der Menschheit sein wird.
     Reiner Panitz ist nach wie vor ein Gitarrist mit charakteristischer Stilistik, ein Liedermacher von Rang und ein vielfältig versierter Musiker. Das Talent hat er an seine Tochter Flavia vererbt, die freilich mit dem Hackbrett ein deutlich vielsaitigeres Instrument bevor­zugt.
     Seit Jahrzehnten gibt‘s die Thürlesberger Tanzlmusik, eine Kooperation der Mehlprimeln mit befreundeten Musikern, die den Panitz‘schen Wortwitz mit authen­tischer bayerischer Musikalität hinterlegen und ergänzen. In der Besetzung mit Trompete, Akkordeon, Klarinette und Kontrabass bieten sie alles Gute der bayeri­schen Volksmusik, ihre typischen Rhythmen vom Walzer bis zu Pol­ka, die Harmonien und Klangfar­ben sowie mitreißenden Schwung. Sie entfalten ihren ganz eigenen Reiz und vermitteln ein positiv untümeliges Heimatgefühl, wenn sie so wunderbar klischeefrei und ohne Kitsch dargeboten werden, bewegen das Herz und lasen die Beine unruhig werden. So kann das Christkind kommen, es wird sicher humorvoll, stimmig und freund­lich empfangen.
     „Wir halten durch und machen weiter“, verspricht Jürgen Panitz. Hier also der Ausblick auf die nahe Zukunft: Am zweiten Feiertag, 26. Dezember, laden die Mehlprimeln zu weihnachtlichen Nachbetrach­tungen. Und am 27. Januar gibt‘s im Kaisheimer Thaddäus zum Auftakt in das 24er Programm und zum Start in die närrische Zeit das traditionelle Ballfest mit Uwe Rachuth und dem Hürbener Ballor­chester.


Konzert in Kaisheim: So klingt Weihnachten in Chile, Peru und Kuba

Die Gruppe Siembra nimmt im Thaddäus das Publikum mit auf eine Reise quer durch Südamerika.
 Maria und Josef in der Pampa auf Herbergssuche.

Donauwörther Zeitung Nr. 286 vom 12. Dezember 2023                * Von Andrea Hutzler *Die Gruppe Siembra schildert musikalisch, wie Weihnachten in Südamerika aussieht. 
Dort streifen Maria und Josef durch die mit Dornen und Brennnesseln gesäumte Pampa.  Foto: Andrea Hutzler

Kaisheim     Weihnachten im Sommer, bei 30 Grad im Schatten, mit Stra­ßenfesten, Tänzen und Feiern? - In unseren Breitengraden undenkbar. Ganz anders jedoch verhält es sich in Südamerika, in der Nähe des Äquators. Bereits seit über 20 Jah­ren hat es sich die Gruppe Siembra, alias Mamel Aguirre (Gesang und Perkussion) Choche Ballesteros (Gesang und Gitarre), Thomas Krizsan (Akkordeon und Klavier) sowie Hans-Joachim Wolf (Percus­sion und Moderation), zur Aufgabe gemacht, das so ganz andere Weih­nachtsfest hier bekannt zu machen und die Zuhörer mitzunehmen auf eine Reise quer durch Südamerika mit seinen unterschiedlichen weihnachtlichen Bräuchen, Lie­dern und Rhythmen.
     „Weihnachten in Südamerika ist ein sehr buntes, illuminiertes und (farben)frohes Fest“, so Wolf in sei­nen einführenden Worten, und das konnten die zahlreichen Besucher im Thaddäus hautnah miterleben. Von einer ganz anderen Herbergs­suche war da die Rede, der „Novena de Navidad“. Pilger machen sich ab dem 16. Dezember auf, um wie Maria und Josef an verschiedenen Häusern symbolisch um Einlass zu bitten.
     Am Ziel angekommen feiern alle zusammen ein fröhliches, aus­gelassenes Fest mit „Pinatas“, Ku­geln aus Pappmache, die gefüllt sind mit Süßigkeiten, Früchten und Nüssen. Die Gruppe Siembra nahm die Zuhörer mitten in dieses Geschehen mit hinein, ließ sie Zeugen werden der ganz anderen Her­bergssuche und dem anschließen­den fröhlichen Fest mit Tänzen und Gesängen in typischer chilienischer und südamerikanischer, folkloristischer Rhythmik und Me­lodik.
     Die musikalische Reise ging je­doch gleich weiter mit weihnacht­lichen Liedern und Texten aus Kuba, Chile, Paraguay und Argen­tinien, mal etwas besinnlicher, mal ausgelassen und fröhlich wie in dem Song „Senora Dona Maria“, in dem besungen wird, wie alle Men­schen aus den unterschiedlichen Regionen Chiles Gaben an das Christuskind überbringen. Ein weiteres Highlight des Abends war sicherlich die „Navidad Nuestra“, eine Weihnachtskantate des argen­tinischen Komponisten Ariel Ramirez und des Texters Felix Luna, die die Weihnachtsgeschichte in den südamerikanischen Raum übertragen haben.
     Diese Kantate besteht aus sechs Liedern, von denen jedes vom Rhythmus eines anderen südamerikanischen Tanzes ge­prägt ist. Doch nicht nur die Mu­sik entstammt diesem Kultur­kreis, auch die Texte stellen die Weihnachtsgeschichte in eine südamerikanische Welt: Maria und Josef reisen durch die mit Dornen und Brennnesseln ge­säumte Pampa, die Hirten kom­men aus ganz Argentinien und bringen dem Kind kleine Käse­laibe, Basilikum und Thymian, die Könige überreichen als Ge­schenk einen weißen Poncho aus echtem Alpaka, - und das Jesus­kind schläft in einer Hängemat­te.

     Weihnachten - ganz anders, ganz ungewohnt. Und doch ist es dieselbe Botschaft, die dahinter­steckt: Die Freude über die Geburt des Jesuskindes. Und so ging der Abend mit einem beschwingten Lied aus Panama, bei dem die Zu­hörer den Refrain kräftig mitsan­gen und -klatschten, zu Ende und hinterließ bei den Zuhörern ein be­schwingtes heiteres Gefühl.


"Mitten ins Hirn" mit Christoph & Lollo in Kaisheim

Das Duo erfreut das Publikum im Thaddäus in Kaisheim mit Blödelei und Scharfsinn.

Donauwörther Zeitung Nr. 268 vom 21. November 2023                * Von Elke Böker *

Christoph & Lollo hatten gemeinsam mit ihrem Publikum einen gelungenen Abend auf der Bühne im Thaddäus in Kaisheim. Foto: Elke Böker

Kaisheim       Intelligente Blödelei kom­biniert mit kritischem Scharfsinn trifft „Mitten ins Hirn“. Die öster­reichischen Kabarett-Sonderpreis­träger des Jahres 2022, Christoph & Lollo, führten den Erfolg ihrer erprobten Mischung den begeis­terten Gästen der Kleinkunstbüh­ne Thaddäus in Kaisheim vor. 
           Auf den ersten Blick schien der Abend recht launiger Natur zu sein: angenehme C-Dur-Akkorde auf der Gitarre, gemixt mit wiene­rischem Geblödel und schmach­tendem Gesang. Fröhlichkeit und Entspannung machten sich breit. Hatten die beiden Künstler doch extra auf ihrer „großen Deutsch­landtour“ - heute aus Wien kommend, morgen nach Wien zurück­kehrend - im Thaddäus eine Auf­führung. Hier warteten sie auf die Übergabe eines Blumenstraußes aus dem Publikum und philoso­phierten derweil über den nächs­ten Lockdown und ihre bereits da­für angesammelten Vorräte, über das Udo-Jürgens-Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof - an Scheußlichkeit nur noch übertrof­fen durch das Grab von Falco - und über die Überwachungskamera neben dem städtischen, nicht funktionierendem Klo. Die Ei­nahmen der Wild-Bisler/Pinkler- Strafe fließe an den Überwa­chungskamerakonzern, das Klo bleibe kaputt, konstatierten Chris­toph & Lollo. Da half nur Lachen. Ähnlich komisch auch der Ernäh­rungs-Wahl-Song „Fenchelrohkost oder Bierdurchfall“ - man hat übri­gens nicht immer eine Wahl. 
            Geschichten aus dem Senioren­heim von Christoph & Lollo in Kais­heim. Doch das Duo bot noch viel schrägere Texte und Themen: Ge­schichten, Betrachtungen aus dem Seniorenheim, aus der Therme, ein extra erfundenes „Protestlied für Hebammen“ und das höchst nach­denklich machende „Schau doch mal bei Google nach“ zeigten eine entlarvende, wenig schmeichelnde Sicht auf unsere schöne, neue Welt. 
             Gegen allzu pessimistische Über­legungen half eine soulig-schnulzige Variation von „Tonerö“ einem Riesenhit von I Santo California aus den 1970ern. Auch die groteske, aber wahre Geschichte des einzigen österreichischen Atomkraftwerkes, das nach einer Volksabstimmung nicht eingeschaltet werden durfte, brachte die gute Laune in Bayerisch-Schwaben schnell zurück.


Teresa Reichl sagt: „Obacht, I kann wos“

Im Thaddäus steigt eine Newcomerin auf die Kleinkunstbühne und macht eine selbstbewusste Ansage.

Donauwörther Zeitung Nr. 256 vom 07. November 2023                * Von Heike John *
   Reichl tritt selbstbewusst auf.                   Foto: Heike John 

Kaisheim  “Obacht, I kann wos” sagt Kabarettistin Teresa Reichl … "und das nehmen wir ihr ab, genau deshalb haben wir sie erstmals eingeladen", so kündigt Thaddäus-Impressario Jürgen Panitz, die junge Künstlerin an. Konkurrierende Veranstaltungen in Kaisheim und im Umkreis bringen der jungen Kabarettistin indes nur eine „kleine Runde“, vor der sie ihr Können zeigen kann, so Panitz.
     „Obacht, I kann wos“ ist Teresa Reichls Debütprogramm als Vollzeitkünstlerin aus dem Jahr 2020 und lockt eben durch diesen provokanten Titel das Publikum an. Ob sie wirklich was kann, kann sie in 90 Minuten in Kaisheim zeigen.
      Jung ist sie, 27 Jahre, und „vom Land, genau genommen aus dem kleinen Dorf Haunersdorf bei Simbach, noch genauer bei Landau, aber nicht das große Landau in der Pfalz, sondern das an der Isar“. Vereinfacht fasst sie zusammen: „Ich komm aus Niederbayern, wenn sie sich das alles nicht so ge­nau merken wollen, das kennt jeder.“Schon ist man mittendrin im Leben der selbstbewussten Teresa, die eigentlich Lehrerin werden wollte. Und genau darum gehts im ersten Teil des Programms. Höhe­punkte ihres bisherigen Lebens­laufs bringt sie trocken und pointiert, mit witzigen Grimassen und deftigen Unwörtern gespickt, un­ters Publikum.
      So gibt es zu erfahren, dass sie die weitbeste Lügnerin sei und sie an dieser „Tugend“ seit ihrem drit­ten Lebensjahr feile, um so leichter durchs Leben zu kommen. Ge­schichten erfinden und damit Leu­te unterhalten, war schon immer ihr Ding, und so macht sie dem Pu­blikum schmackhaft, jeder solle es mal selbst versuchen und heute aus diesem Saal gehen und der Menschheit glaubhaft versichern, dies sei heute die beste Veranstal­tung gewesen, die es jemals im Thaddäus gegeben hat. Je mehr Leute an eine „Geschichte“ glau­ben und diese auch weiterverbrei­ten, desto wahrscheinlicher ist es, dass daraus auch Wahrheit werden kann.
      "Pling“, damit geht so man­chem erstmals kurz vor der Pause ein Licht auf, dass Teresa Reichl nicht nur seicht unterhält, sondern durchaus auch Tiefgang im Pro­gramm hat. Der Spannungsbogen der Ernsthaftigkeit nimmt im Lau­fe des zweiten Programmteils ste­tig zu. So gibt sie einige ihrer im Teenageralter verfassten 364 Ge­dichte zum Besten, die durch die große deutsche Literaturgeschich­te inspiriert wurden.
      Dass ihr das Thema Emanzipa­tion sehr am Herzen liegt und durchaus noch Entwicklungspo­tenzial birgt, zeigt sie auf durch ihre Interpretation von „Frauenge­dichten“, die meist von berühmten männlichen Literaten verfasst wurden. Sie dreht den Spieß um und schreibt diese als „Männerge­dichte“ um. So macht sie kurzer­hand aus der Mär von der einge­mauerten Ehefrau das gemüselastige Gedicht vom eingepflanzten Ehemann.
      „Mir ist es wichtig, dass ihr et­was lernt bei mir.“ - Das nimmt ihr so mancher im Publikum ab und verspürt neben all dem Kla­mauk, „Rückwärtssalto und Spa­gat“ auf der Bühne, plötzlich etwas Nachdenklichkeit. Männer hätten auch heute oftmals noch die Macht und müssten Frauen „hot“ (heiß) finden, um diese zu fördern.
      Nach 90 Minuten beendet die Kabarettistin ihr Programm mit ei­nem schrägen Rap, um dann sym­pathisch und publikumsnah im Saal für Gespräche und zur Prä­sentation ihres Buchs „Muss ich das gelesen haben“ zur Verfügung zu stehen.


Fest des Friedens und der Fantasie: Quadro Nuevo begeisterten im Thaddäus

Die Quadro Nuevo begeisterten im Kaisheimer Thaddäus mit magischen musikalischen Momenten. In welchen Klangwelten die vier Musiker unterwegs waren.

Donauwörther Zeitung Nr. 246 vom 25. Oktober 2023                * Von Tobias Böcker *

Quadro Nuevo begeisterten im Kaisheimer Thaddäus.                 Bild: Tobias Böcker

Kaisheim     „Heut isch richtig was los ...“, freute sich Jürgen Panitz im Kaisheimer Thaddäus. In der Tat: Es gab nicht nur einen rappelvol­len Saal, sondern auch ein bis zum letzten Ton tolles Konzert! Die weit gereisten sinnlichen Weltmusikan­ten von Quadro Nuevo mit ihrem menschenfreundlich mediterra­nen Sound waren zu Gast in der Al­ten Klosterbrauerei und zogen das Publikum in den Bann eines welt­umspannenden Reigens.

Seit 1996 folgen sie ihrem Weg in die weite Welt, suchen und fin­den ihre Musik auf den Höhen der Berge, auf den Wellen der See, auf der strada und im mare, am Fuße des Vesuv und in den Gassen von Kairo, auf dem fliegenden Teppich und den Spuren des Odysseus, am Strand von Rio und im Hafen von Buenos Aires. Melodien wie aus allen und alten Welten erklingen da im Mix aus Tango, Musette, Canzone, Balkan-Swing und mehr, deut­liche Querverweise zum Jazz im­mer inklusiv.

Eine leise Spur von Melancholie schwingt stetig mit, auch in den le­bendigsten Passagen, Sehnsucht nach einer Welt und einer Zeit, die‘s nicht mehr gibt und wohl kaum je gab. Zauber der Langsam­keit und Magie des Wirbels, Mär­chen und Mythen, Fernweh und Poesie entfalten irgendwo zwi­schen Begehren und Erfüllung ihre bittere Süße, schmeicheln sich ins Ohr und ins Herz gleichermaßen, hingebungsvoll musiziert.

Ohne Hektik lassen sich Quadro Nuevo auf die Melodien ein, geben ihnen Raum und Atem, Zeit und Tiefe, entlocken ihnen Charme, Emotion und Herzenswärme. Kompositionen und Impressionen aus etlicher Herren Länder gehen Hand in Hand mit eigenen Stücken biografischer Prägung und reise­lustiger Erinnerung, Filmmusik und Traum.

Der kraftvolle Bass trägt ein ge­rüttelt Maß bei zum Groove der Band, nicht nur dann, wenn DD Lowka - auch ein brillanter Schlagwerker - ihn kurzerhand zum Perkussionsinstrument umfunktioniert oder den Bogen über die Saiten nur so springen lässt. Mulo Francel ist wahlweise an Kla­rinette, Bassklarinette, Saxofon und Mandoline zuständig für die Melodienseligkeit, Andreas Hin­terseher an Akkordeon, Bandone­on und Melodica für Inspiration und Atmosphäre. Chris Galls Pia­no fügt sich nahtlos in die Klang­welt ein mit sensiblem Anschlag und Harmonien, die wie hinge­tupfte Wolken über den blauen Himmel des mare Mediterraneum schweben. In seligem Schwingen­schlag erzählt „Ikarus' Dream“ von jenem glücklichen Moment des Ge­lingens, als vom Wind getragen noch alles klappt, als das pure Glück das Herz erfüllt und die Ge­wissheit, fliegen zu können noch nicht zu Fall gekommen ist. Die ägyptisch inspirierten „Khaliji Steps“ vermengen in nachgerade magischer Intuition Orient und Okzident zu einem wahren Strudel mitreißender Musikalität, „Yorke’s Guitar“ wiederum verknüpft klas­sische Impulse mit der hypnoti­schen Kraft der Minimal Music. „And, Pull“ wiederum erzählt vom Zauber des Windes und der Ener­gie, mit der das Segel ein Schiff über die Wellen trägt. Von Anfang an ein Fest des Friedens und der Fantasie, lustvoll schräg am Ende Mozarts Kanon „Bona nox, bist a rechter Ochs“, berührend Ennio Moricones „Cinema paradiso“.